Die Mädchen Wohngruppe befindet sich in einem angemieteten Einfamilienhaus, das mitten im Ortskern Lauenbergs in unmittelbarer Nachbarschaft des Trägers liegt. >Lauenberg selbst zählt ca. 850 Einwohner. Im Ort gibt es ein reges Vereinsleben, das einige sportliche Aktivitäten ermöglicht.

Die weiterführenden Schulen befinden sich in Dassel. Auch die Schulen der Stadt Einbeck sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln relativ gut zu erreichen. Sämtliche Förderschulen im Landkreis Northeim (Schwerpunkt Geistige Entwicklung, Emotionale und Soziale Entwicklung, Lernen) sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. dem Fahrdienst des Landkreises Northeim erreichbar. Des Weiteren gibt es zwei Gymnasien in Dassel und Einbeck.

Einkaufsmöglichkeiten sind in den umliegenden Flecken und Städten gegeben. Die gesundheitliche Versorgung der Mädchen wird im Rahmen der Grundversorgung durch eine Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin (Lauenberg) oder durch eine Kinderärztin (Einbeck), verschiedene Fachärzte in der Umgebung sowie das Krankenhaus gewährleistet.

DIE LAUENBURG arbeitet mit den niedergelassenen Kinder- und Jugendlichenpsychiatern und –therapeuten aus der näheren Umgebung zusammen. Im Bereich der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Albert-Schweitzer-Therapeutikum in Holzminden und der Kinder- und Jugendpsychiatrie Göttingen. Damit ist die ambulante und im Notfall stationäre psychiatrische Versorgung der Mädchen sichergestellt.

Aufnahmekriterien

Die Rechtsgrundlage für eine Aufnahme in die Mädchenwohngruppe bildet §27 SGB VIII i. V. m. §34 SGB VIII.

Die Maßnahme soll eine auf längere Zeit angelegte Lebensform bieten und auf ein selbständiges Leben vorbereiten. Bevorzugt werden Mädchen aus der Fünf-Tage-Gruppe der LAUENBURG aufgenommen, deren Rückführung in die Herkunftsfamilie keine Perspektive ist.

Allgemein werden Mädchen ab 13 Jahren aufgenommen

  • die dauerhaft außerfamiliär betreut werden müssen
  • die sexuelle Missbrauchs- und Gewalterfahrungen haben
  • die aus unterschiedlichsten Gründen einen Schutzraum für die Entwicklung einer eigenständigen selbstbestimmten Persönlichkeit brauchen
  • die Auffälligkeiten im Sozialverhalten und/oder der sozialen-emotionalen Entwicklung zeigen
  • die psychisch bedingte Entwicklungsauffälligkeiten zeigen

Nicht aufgenommen werden Mädchen

  • mit schweren körperlichen Behinderungen und/oder schweren Beeinträchtigungen der Sinnesorgane,
  • Mädchen mit manifester Geisteskrankheit
  • sowie mit Alkohol- oder Drogenabhängigkeit.
Platzzahl

Die Mädchengruppe verfügt über acht Plätze. Je Platz wird ein Einzelzimmer vorgehalten.

Fachliche Ausrichtung

Die Orientierung der Hilfe erfolgt an der individuellen Situation der jungen Mädchen. Unsere Arbeit ist geprägt von der Pädagogik des „sicheren Ortes“. Auch das Konzept der Selbstbemächtigung hat eine zentrale Bedeutung in der Arbeit mit den Mädchen. Weiter sind entwicklungspsychologische Kenntnisse, sowie geschlechtstypisch zu bewältigende Entwicklungsaufgaben der Pubertät ein wichtiger Ankerpunkt für unsere Arbeit.

Das Zusammenleben der Mädchen in einer kleinen Gruppe und wenig wechselnden Mitarbeitern schafft ein überschaubares soziales Lernfeld und einen halt gebenden Lebensmittelpunkt.

Alltagsgestaltung

Die Alltagsgestaltung der Mädchen wird so wenig einschränkend wie möglich und haltgebend wie individuell nötig organisiert. Die Tages-, Wochen-, und Wochenendstruktur wird gemeinsam mit den Erzieherinnen so abgestimmt, dass Freiheiten bzw. Freiraum für die Mädchen bestehen und sie dabei Teile des Tages selbstbestimmt gestalten können. In der Regel werden die Mahlzeiten gemeinsam zubereitet und eingenommen. In der Woche werden die Mädchen in den hauswirtschaftlichen Angelegenheiten von den Mitarbeiterinnen entlastet, da die Schule sowie Hausaufgaben und Nachhilfe viel Raum einnehmen.

Die Mädchen werden grundsätzlich dazu ermuntert und motiviert, am sozialen Leben teilzunehmen. Dies geschieht beispielsweise durch die aktive Teilnahme an musischen, sportlichen und kreativen Freizeitaktivitäten außerhalb der Einrichtung oder an spezifischen Angeboten innerhalb der Gruppe oder Einrichtung (z.B. Karatetraining, Selbstverteidigungskurs, autogenes Training). Der Pflege des Freundeskreises wird ebenso Raum gegeben, wie der Notwendigkeit, sich Zeit für sich selbst zu nehmen.

Die Tischrunde nach dem gemeinsamen Mittagessen dient dazu, den Tag zu planen und zu strukturieren (Arzt- und Therapietermine, etc.), Stimmungen und Bedürfnisse abzufragen und offene Fragen zu klären.

Methodische Grundlagen

Die methodischen Grundlagen lassen sich folgendermaßen beschreiben:

  • Ein Verstehen der Lebenssituation des Kindes vor dem Hintergrund seiner Zugehörigkeit zu Milieus bzw. Gruppen unserer Gesellschaft.
  • Ein Verstehen der individuellen (biografisch geformten) Verhaltensstrategien des Kindes, vor allem im Verlauf der primären Sozialisation.
  • Ein Verstehen der emotionalen familiären Bedingungen und deren Bedeutung für das Kind und seine Familie.
  • Ein Annehmen und Wahrnehmen des Kindes in seiner Individualität verbunden mit einer optimalen Förderung, ausgehend von den Ressourcen und Fähigkeiten des Kindes.
  • Die Bereitschaft zur Reflektion der eigenen Motivation zur Arbeit.
  • Die Bereitstellung eines sicheren und Geborgenheit vermittelnden Lebensortes.
  • Ein Anknüpfen bei den Stärken, Kompetenzen und Ressourcen des Kindes durch die Vermittlung von Erfolgserlebnissen und die Bestätigung und Wertschätzung auch kleinerer Fortschritte.
  • Strukturierung des Tages- und Wochenablaufes (z.B. Zeitrahmen, gemeinsame Mahlzeiten, Schule, Freizeitaktionen, etc.)
  • Anleitung, gemeinsames Erarbeiten und Begleitung beim Einüben lebenspraktischer Fertigkeiten wie der Gesundheits- und Hygieneerziehung, der Entwicklungsförderung im Bereich der Grob- und Feinmotorik, der Vermittlung und dem Training von Vertrauen und Sicherheit, der Körpererfahrung sowie der Entwicklung von Geschicklichkeit unter Einschätzung von Sicherheitsrisiken.
  • Förderung im schulischen Bereich z.B. durch eine gezielte Hausaufgabenbetreuung und Kontakte zu den jeweiligen Lehrern. Weiterhin sind zusätzliche Fördermaßnahmen zur schulischen Unterstützung im Rahmen einer Einzelförderung möglich.
  • Förderung von individuellen und sozialen Fähigkeiten, d.h. die Kompensation und Überwindung von Schwächen und Ängsten, die Förderung der emotionalen Ausdrucksfähigkeit sowie die Auseinandersetzung mit Impulsen, Stimmungen, Bedürfnissen und Interessen des Kindes im Kontext der Gruppe bzw. der Familie.
  • Herstellen von Erfahrungsfeldern zum Einüben sozialer Wahrnehmung, sozialer Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die Begleitung bei der Entwicklung der geschlechtlichen Identität, sowie die Vermittlung des Umgangs mit Leistungsanforderungen. Weiterhin das Erlernen des Umgangs mit Misserfolgen und, wenn notwendig, die Erhöhung der Frustrationstoleranz sowie die Förderung von Selbsthilfepotentialen.
  • Die Gruppe und die verschiedenen neuen Lebensbereiche des Kindes dienen als Modell für soziale Gemeinschaft.
  • Eine intensive Auseinandersetzung mit dem System Familie durch Eltern- und Familiengespräche.
  • Vermittlung und Kontaktaufnahme zu anderen Diensten, wie z. B. Beratungsstellen, Ärzten, Therapeuten, usw..
Ziele der pädagogischen Arbeit in der Mädchenwohngruppe
  • Auseinandersetzen mit der eigenen Biographie
  • Familiäre Beziehungsmuster transparent machen und verbessern
  • Auseinandersetzung und Aufbereitung von individuellen Problemlagen
  • Reflexion erlernter und nicht hilfreicher Handlungsmuster
  • Stärkung der individuellen und sozialen Ressourcen
  • Erkennen und Fördern von Fähigkeiten und Stärken
  • Unterstützung bei Ausbildungs- und Berufsfindung
  • Unterstützung und Begleitung selbstbestimmter und selbstbewusster Lebensplanung bzw. Lebensführung
  • Das Ziel unserer pädagogischen Bemühungen ist die Entwicklung der Mädchen dahingehend zu fördern, ein selbstbestimmtes und eigenständiges Erwachsenenleben führen zu können.