Verhaltenskodex
Die Lauenburg ist eine private Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe am Rande des Sollings. In unserem Denken und Handeln stehen junge Menschen im Mittelpunkt. Wir stehen für Kinderschutz, schaffen Entwicklungsräume und sind ein starker und verlässlicher Wegbegleiter. – Aus dem Leitbild der Lauenburg
Die Lauenburg, als Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft, sieht eine hohe Selbstverpflichtung, Kinder und Jugendliche in unserer Einrichtung und in unserem Einflussbereich vor Machtmissbrauch, (sexualisierter) Gewalt und anderen Anzeichen von Kindeswohlgefährdung zu schützen. Wir gewährleisten die Wahrung der persönlichen Rechte auf Unversehrtheit, auf Partizipation und Beschwerde von Kindern und Jugendlichen. Wir beraten, unterstützen, begleiten und schützen betroffene Kinder und Jugendliche.
Die Wahrung der Rechte und die Gewährleistung des Schutzes der uns anvertrauten Kinder liegt in erster Linie in der Verantwortung von Erwachsenen, d.h. unserer Mitarbeitenden und der Leitung. Um unsere Mitarbeitenden in dieser Aufgabe und ihrer Verantwortung zu unterstützen und ihnen einen guten Rahmen zu bieten, haben wir unser Schutzkonzept entwickelt. Es soll ihnen erlauben, machtreflexive professionelle Beziehungsarbeit zu leisten und im Fall der Fälle handlungsfähig zum Wohle der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu sein und zu bleiben. Es bildet die Grundlage für die Sicherstellung und Stärkung von Rechten jedes einzelnen Kindes bzw. Jugendlichen und einen nachhaltigen organisationalen Kinderschutz auf allen Ebenen der Lauenburg.
In diesem Zusammenhang wurde durch die Mitarbeitenden unserer Einrichtung ein Verhaltenskodex erarbeitet. Dieser bildet die Grundlage der Rollengestaltung der Mitarbeitenden der Lauenburg. Sie verpflichten sich diesem Verhaltenskodex durch ihre Unterschrift und achten gegenseitig auf dessen Einhaltung. Er wird von allen Mitarbeitenden in ihren jeweiligen Teams besprochen und gemeinsam unterschrieben. Den Kodex erhalten alle potenziellen Mitarbeitenden, die Zustimmung dazu ist Voraussetzung für einen Arbeitsvertrag. Bei der Einarbeitung von Mitarbeitenden wird dieser Kodex mit allen Teammitgliedern zusammen noch einmal überprüft, gruppenspezifisch ergänzt und neu verabschiedet.
Hiermit verpflichte ich mich/verpflichten wir uns,
- eine wertschätzende, gewaltfreie, empathische, respektvolle, entwicklungsfördernde, liebevolle, bedürfnisorientierte und Geborgenheit gebende Haltung durch entsprechende pädagogische Handlungen zu verkörpern.
- meine/unsere eigenen persönlichen Wünsche und Ziele nicht in den Vordergrund zu stellen und sie nicht auf Kosten der mir/uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchzusetzen.
- die Rechte und Bedürfnisse aller mir/uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu wahren und zu schützen.
- das Recht des mir anvertrauten Kindes, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf körperliche Unversehrtheit und Intimsphäre zu achten und keine Form der Gewalt, sei sie physischer, psychischer oder sexueller Art, auszuüben.
- uns unserer Vorbildfunktion gegenüber den Kindern und Jugendlichen bewusst zu sein und entsprechend zu handeln.
- Beschwerden von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen und zu verfolgen und allen mir/uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen alters- und entwicklungsstandsgemäße Selbst- und Mitbestimmungsmöglichkeiten zu bieten.
- Nähe und Beziehung in unserem Arbeitsfeld anzubieten, um korrigierende Bindungs- und Beziehungserfahrungen zu ermöglichen. Dabei wollen wir uns bewusst mit den Beziehungsangeboten, die uns die Kinder und Jugendlichen mache, auseinandersetzen und sie unter Wahrung unserer eigenen Grenzen und der Grenzen der Kinder und Jugendlichen beantworten. Die Grenzen des Gegenübers wollen wir unter Berücksichtigung der Biografie und Beziehung achten und wahren. Dies erfordert eine kritische Reflexion des persönlichen Erlebens und Handelns aller Kolleginnen und Kollegen. In der pädagogischen Arbeit muss Nähe immer mit den Kindern und Jugendlichen validiert werden.
- Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eigene Grenzen zu äußern und aufzuzeigen und eine Sensibilität im Umgang mit Themen und Handlungen, die für andere unangenehm und grenzverletzend sein könnten, zu entwickeln und zu zeigen.
- Das sexualpädagogische Konzept der Lauenburg in der pädagogischen Haltung zu vertreten und Kinder und Jugendliche zu einer positiven und konsensualen Ausgestaltung ihrer Sexualität anzuleiten. Wir stehen ihnen bei Fragen und Problemen zur Seite und entwickeln den Anliegen und Bedarfen entsprechende sexualpädagogische Angebote.
- zu einer angemessenen digitalen Kommunikation mit aktuell betreuten Kindern und Jugendlichen. Grundsätzlich wollen wir keine privaten Kontakte mit betreuten Kindern und Jugendlichen über die sozialen Medien (Instagram, Snapchat, Facebook, etc.). Ein sporadischer Kontakt für die Organisation von Alltagsaufgaben über sichere Kommunikationsmittel wie Signal oder SMS ist ggf. in Ordnung.
- keine für uns inadäquaten Erziehungsmaßnahmen anzuwenden. Dazu gehören für uns:
- körperliche Gewalt
- (gezielte) verbale Gewalt (z.B. Beleidigungen, herabsetzen, …)
- Psychische Gewalt (z.B. Erniedrigen, Ausgrenzen, Vorführen, …)
- „Wegsperren“ / Isolieren
- Privatsphäre gezielt missachten
- Ignorieren kindlicher Bedürfnisse
- Unangemessene Bestrafungen (Machtmissbrauch)
- Überschreiten der körperlichen Grenzen
- Unangemessene und erzwungene sexuelle und körperliche Aufklärung
- Beschneidung von politischen und religiösen Überzeugungen
Wir machen uns gegenseitig und andere Kolleg*innen auf solches Fehlverhalten aufmerksam, Kritik äußern und uns Hilfe und Unterstützung holen.
- im Rahmen der Tätigkeit und als Mitarbeiter der Lauenburg einen bewussten und reflektierten Umgang mit Genussmitteln zu zeigen, der den Schutzraum, den die Wohngruppe für die Kinder und Jugendlichen darstellen soll, bewahrt.
- das Schutzkonzept der Lauenburg und die damit verbundenen Handlungsleitfäden zu Prävention und Intervention bei Machtmissbrauch, (sexualisierter) Gewalt und anderen Anzeichen von Kindeswohlgefährdung ausreichend zu kennen. Die von der Lauenburg entwickelten Konzepte und die darin enthaltenen Richtlinien und Anleitungen sowie die zur Verfügung stehenden Materialien und Fortbildungen will ich/wollen wir in meine/unsere pädagogische Tätigkeit einbinden.
- zu einer Kultur kollegialer Kritik und gegenseitiger Verpflichtung auf diesen Verhaltenskodex und aller damit zusammenhängender Konzepte, Handreichungen und Leitfäden. Wir erlauben/ ich erlaube es allen Kolleginnen und Kollegen, Kritik an unserem/meinem pädagogischen Handeln und Verhalten zu äußern. Wir wollen/ ich will positiv und proaktiv mit dieser Kritik umgehen.
- einzugreifen, wenn in meinem/in unserem Umfeld gegen diesen Verhaltenskodex verstoßen wird und interne und externe fachliche Unterstützung (Vertrauensteam, Einrichtungsleitung, Fachberatungsstellen, etc.) hinzuzuziehen und zu informieren. Dabei gehe ich/gehen wir lieber einem Verdacht mehr nach als einen zu ignorieren und hole mir/holen uns bei Unsicherheit Hilfe. Rehabilitierten Kolleg*innen wollen wir unvoreingenommen gegenübertreten.